Reason enuff, um der Grundsatzfrage nach zu gehen, wer dieser Künstler ist. Doch beim Kugeln prasseln die Infos aus allen Ecken: Es ist der 42jährige Stefan Hantel, der das ganze Jahr so gut wie ausgebucht ist als Discjockey, sein Herz an osteuropäische Tanzmusik verloren hat und ab und zu Zeit findet, geniale Platten zu veröffentlichen.
Ein verschnörkeltes Akkordeon beginnt den ersten Song auf der CD von SHANTEL: Nach 20 Sekunden kommt bereits die Becken crashende und Tröten schwingende Blaskapelle um die Ecke und füllt den Raum mit wilder Hektik, Schweiss (weil ich schon wild am Tanzen bin) und Gelächter. Der laszive Rhythmus, der mir hier entgegen fliegt, hat mehr Sex als ihn 1000 Beyonces jemals ausstrahlen können.
Ich hab die Platte dann spontan mitgenommen zur Arbeit (Faschingssamstag war ich unterwegs mit meiner mobilen Disco) und als ich den Titel Song “Planet Paprika” aufgelegt habe, dachte ich, dass die Hölle losbricht auf der Tanzfläche. Ich musste das Stück 5 x am Abend spielen (normaler Weise bekomme ich schon bei der dritten Wiederholung die Krise). Genialer Ska-Off-Beat mit bubblegum-poppigem Refrain-Gesang (“Boogie- Caravan, Boogie Caravan, Boogie Boogie!”)
”Wandering Stars” ist ebenso so gut tanzbar (110 bpm) wie auch das folgende “Bucovina Original” - “Usti, Usti Baba” kommt mit klasse Saxophon- Solo, bevor mir die Dorfkapelle wieder sämtliche Haare vom Kopf bläst. Eigentlich fällt es schwer, unter den 13 Tracks (Spielzeit 47 Minuten) ein absolutes Highlight zu benennen - egal: “Binaz In Dub” ist ein mysteriöser Dance-Groove, der an die engen stickigen Gassen von Algier erinnert - irgendwo in der Ferne schreit ein Muezzin über ein Mikro seine Parolen in den Abendhimmel, “Beauties From Athina” besitzt den erotischen Beat eines ägyptischen, halb verdunkelten Kaffeehauses.
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