Ein Album mit einer Ballade zu beginnen, ist sehr mutig. Wenn jemand in die CD reinhört, der unsere CANDI noch nicht kennt, wird er die Platte eventuell aus dem Laufwerk nehmen.
Mit “Who’s Hurting Now?” folgt dann der Titelsong und gleichzeitig ein moderater Soul- Blues mit leichtem funky Touch. Stelle dir “Shake Your Thing” (Salt N Pepa/Isley Brothers) vor, halbiere die Geschwindigkeit und du bist dabei. “I Feel The Same” bleibt im Blues- Genre, der Bass slapped, die Rhythmus-Gitarre spielt wieder ihre funky licks, coole Bläser- Sätze und die ebenso tolle Vokal-Performance von Candi und den Background-Vokalisten -. Detroit-Soul schaut dabei interessiert durchs Schlüsselloch.
Die Ballade “Mercy Now” ist ein romantisches Liebeslied, der Text ist vor allem ihrem Vater gewidmet. Es bleibt rhythm’n’bluesig und das ist die grösste Überraschung - wer einen lauen Aufguss ihrer früheren (tollen) Disco- und Soul-Songs erwartet hat, wird enttäuscht sein. CANDI geht “Back To The Roots” - weiter zurück, als es die ganzen derzeitigen Retro- Püppchen jemals tun könnten oder von Seiten ihrer Tonträgerfirmen aus dürfen- und sie selbst verfügt natürlich über beste Voraussetzungen, solche Songs intensiv zu interpretieren, weil sie diese Zeit nicht nur aus dem TV oder von Videoclips kennt. Sie “lebt” den bluesigen Soul, den sie darbietet und die Musik reisst mit. Die Arrangements verzichten dabei auf einen oberflächlichen, ausschweifenden Party-Charakter, sondern bleiben in der Mehrzahl ruhig.
“Lonely Don’t” ist ein weiteres wunderbares Statement von CANDI, mit dem sie ihren Status als “hoffnungsvolle” Rückkehrerin in der schwarzen Seele meines Blackmusic- Daseins verfestigt. ”Who’s Hurting Now?” - diese Frage ist schnell beantwortet, denn SIE wird es sein, die mich hart trifft, sollte es langfristig ihre einzige Veröffentlichung bleiben.
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